Sonderausstellung „Salamis 480“ in Antikensammlung (Königsplatz) eröffnet
Sonderausstellung „Salamis 480“ in Antikensammlung (Königsplatz) eröffnet

Sonderausstellung „Salamis 480“ in Antikensammlung (Königsplatz) eröffnet

Seit gestern ist in München eine Sonderschau allgemein zugänglich (bis zum 13.März 2022), die auch denen, die erkennen, daß es sich um eine
Seeschlacht im 5. Jhd vor Christus handelt, die wirkliche Bedeutung für Europa, unseren Kontinent (!), erschließt
und nicht nur von den ausgestellten Objekten (aus Münchener Beständen und Leihgaben) sehenswert ist.

Die Perser hatten im 6. Jhd v. Chr unter Kyros eine grosse Expansion begonnen, nicht nur gegen die Meder und nach Mesopotamien (Urartu, Babylon),
sondern weiter nach Anatolien gegen den Lyderkönig Krösus, der von Sardes aus auch die Oberherrschaft über die ionischen Stadtstaaten
an der Ägäisküste beanspruchte (die wie alle griechischen Poleis immer wieder in kriegerischen Konkurrenz standen).
Krösus war allerdings aus gefühlter Bedrohung heraus selbst gegen die Perser gezogen (548 – 541 war nun sein Ende).
540 war das ganz Gebiet bis zur Küste Kyros tributpflichtig. Neigungen zur Rebellion folgten – damit Bestrafungen bzw. Belohnungen,
aber auch Einmischungen vom gesamten ägäischen – europäischen) Raum:

Blick und Aktivitäten des Kyros waren auch schon ab 539 nach Osten (Richtung Indien) und ab 525 Ägypten gerichtet gewesen,
(vom Nachfolger Kambyses weitergeführt und dann von Dareios I (ab 522; zunächst mit der Niederschlagung von Aufständen beschäftigt, dann 518 Ägypten endgültig unterworfen)).
Dieser fühlte sich dann vom Norden her von den Saken (vom Aralsee bis in heutige Ukraine-Gebiet) bedroht. Da er sie vom Westen her in die Zange nehmen wollte,
begann er 513 einen Feldzug auf das europäische Festland:
Das Heer setzte über eine Bosporus-Schiffbrücke nach Thrakien über, unterwarf es und damit auch Makedonien (beides wurde tributpflichtig),
wurde dann erst im Donau-Mündungsgebiet zurückgeschlagen-

Die Perser waren nun erstmals in direkten Kontakt zu den Griechen gekommen, was sie nicht besonders interessierte (nur Oberherrschaften),
aber die Griechen fühlten sich bedroht: Athen ging 506 vorsorglich ein Bündnis ein, verstand das aber nicht als formelle Unterwerfung.
Den Staaten des Ionischen Bundes waren ab 800 zu Wohlstand und politischer Bedeutung gekommen durch ihren ausgedehnten Handel bis zu den Kolonien am Schwarzen Meer,
Sizilien und einem süditalienischen Stützpunkt im Westen und in Ägypten sowie mit Zypern, damit im Östlichen Mittelmeer –
das war nun weggefallen (Perser blockierten seit 513 und 518 die Zugänge, Vorgänge in Italien).
Dareios reagierte zwar verwaltungsmäßig durchaus geschickt, räumte ihnen eine eigene Satrapie (Sitz in Sardes) ein.
Aber interne Intrigen und ein Scheitern des Alleinherrschers von Milet führten unter seiner Leitung 500 v. Chr zu einer Erhebung,
wobei Athen unter Vertragsbruch und mit 2 anderen militärische Unterstützung leistete:
499 nahm man Sardes ein und zerstörte es (auch auf Zypern gab es Unruhen, auch Thrakien und Mazedonien lehnten sich auf).
Die persische Strafaktion 497 für diesen ionischen Aufstand gipfelte 494 in der Zerstörung der Poleis Milet (als Anführer),
gewannen auch eine Seeschlacht.
Vorbeugend und als Strafaktion gegen die Unterstützer zog eine Flotte 492 unter Führung von Mardonios von Kilikien aus gegen Griechenland.
Die mit-abgefallenen Thrakien und Mazedonien wurden zwar rückerobert, aber die Expedition gegen Athen scheiterte daran, daß ein Sturm vor Athos
die Flotte zerstörte.
490, also 2 Jahre später, starteten die Perser (nach erfolgloser Gesandtschaft 491) unter Datis und Artaphernes eine weitere Expedition,
mit bregrenztem Kontingent, die – als Erstziel – im Ägäis-Raum die Vormachtstellung ausbauen konnte,
dann parallel per Flotte und Landarmee nach Attika zog, zur Bestrafung Athens, in der Ebene von Marathon sich vereinte.
Was da 490 geschah, ist als v.a. taktische Leistung des Miltiades bekannt und für das Selbstbewusstseins Athens
und den Ansatz eines panhellenischen Vorgehens von Bedeutung.
Dies zur „Rettung des Abendlandes“ als „freie Demokratie vor orientalischem Despotismus“ hochzustilisieren, ist aber überzogen:
Die Absichten des Dareios (Sicherung der Westgrenze) und Herrschaftsstil der Perser waren anderer Art, und es war keine siegreiche Lösung.
Weitere Angriffe der Perser waren abzusehen, nunmehr großangelegter, mit Kräften aus ganz Asien – und mit einem neuen Herrscher ab 486: Xerxes.
Und die Griechen mussten ihre innere Struktur (Tyrannei oder Demokratie?) und die Beziehungen (v.a. Athen und Sparta) regeln
und sich für eine Kriegstaktik entscheiden: Verteidigung aus Belagerung? offene Landschlacht mit gerüstetem Fußvolk (Hopliten) und Reiterei? Flotte?
Wehr- und Staatsverfassung waren traditionell eng verbunden, und für den Betrieb einer Flotte (Schiffsbau ab 483) musste man die ärmeren Bürger aufwerten:
die Theten – als Ruderer.

491 schloss bei Korinth eine Minderheit von griechischen Staaten den Hellenenbund (Sparta als Führer, Athen, die peloponnesischen und einige mittelgriechischen Poleis, die Kykladen
und Ägina – die anderen wollten die persiche Oberhoheit akzeptieren. Sizilien war selbst von Karthago bedroht.
480 begann Xerxes seinen großangelegten Angriff, wieder kombiniert aus Landarmee (medisch-persische Eliteinfanteristen, persische Bogenschützen, medische und zentralasiatische Reiter
(Schiffbrücke über die Dardanellen) und Flotte (phönizisch, ägyptisch und ionische Griechen! – realistisch, Herodot korrigierend, wohl 600 Schiffe)
Zur Umgehung des Athos wurde die östlichste Chalkidike.Halbinsel durch den Xerxes-Kanal durchschnitte.

Wo sollte man den Persern entgegentreten – erst in der Enge von Korinth oder schon im Norden (leicht zu umgehen) –
oder bei den Thermopylen? Wohl durch Verrat konnten die Perser die Engstelle umgehen – der sparttanische König verlor in der Folge sein Leben.
Als in der parallelen Seeschlacht dies die Griechen erfuhren, zogen sie sich, obwohl im Vorteil- zurück: Der Weg der Perser war frei.
Das Heiligtum Delphi fiel in ihre Hände, wurde aber nicht geplündert – aber die nächsten Heiligtümer und das geräumte Athen wurde niedergebrannt.

Die griechische Flotte segelte nach Salamis (Insel gegenüber Athen), vereinigte sich dort mit den athenischen Schiffen und stallte sich
taktisch klug auf, bvor die persische Flotte eintraf (Das griech. Landheer blockierte den Zugang nach Athen).
Ergebnis: Die Griechen siegten – der Rest der Perser zog sich zur Insel Samos in ein Winterquartier zurück (das landheer nach Thessalien).
Xerxes musste von einer Höhe aus (Gemälde im Senatssaal des bayerischen Landtages!) zusehen, zog sich nach Sardes zurück zur weiteren Strategie
(wurde aber durch Aufstände in Ionien und Babylon gebunden).

Salamis Karte

Entschieden war also nichts: Im Frühjahr 479 versuchte Perser-Feldherr Mardonios, die Athener aus dem Hellenenbund herauszulösen (Mazedonierkönig
Alexander I als Unterhändler<: Land und Autonomie gegen faktische Anerkennung der Oberhoheit). Athen lehnte ab, räumte die Stadt – die dann ein
zweites Mal zerstört wurde und die Mittelgriechen mussten Hilfegesuche nach dem Peloponnes senden.
Mardonios zog nach Böotien – und fiel im Nahkampf in der Schlacht von Plataiai gegen die von Sparta geführten Hellenen,
nach zunächst durchaus wechselvollem Verlauf.
Die Insel Samos rief Sparta zu Hilfe, der persische Flottenrest wurde auf der Halbinsel Mykale verbrannt.
Damit war das griechisch Festland endgültig vor direkten persischen Angriffen befreit, alle folgenden Auseinandersetzungen waren wieder
nach Ionien verlagert, wechselvoll (Sparta ein starker Faktor, Peloponnes-Krieg …).
Alexander Große setzte 337 den Schlusspunkt.

Der Rückblich auf 480/470 ergibt:
Aus dem Teilzusammenschluss der Griechen unter Führung von Athen und Sparta hat sich der Weg zur „Demokratie“ (griech.Wort!) entwickelt,
unter Einbeziehung der bisherigen Zensusgruppe 4, der Theten
Ohne dieses Geschehen vor 2500 Jahren müssten wir uns fragen, was bei einem Sieg der Perser aus „Europa“ geworden wäre –
ohne diese von Griechen gestartete Entwicklung?

MünchenBlick/ Walter Schober

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